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Die Welt vor 70 Jahren gehört uns!

Für den Public Domain Jam in Zürich ist das Urheberrechtsgesetz zwar der Ausgangspunkt für die Veranstaltungen, allerdings spielt das Urheberrecht für unsere Veranstaltung keine Rolle mehr. Gejammt werden alle Werke, deren Autoren 70 Jahre tot sind. Dieser freie Zugang ermöglicht eine Auseinandersetzung jenseits der Copyright Falle, in die wir tappen sobald wir uns auf eine rechtliche Diskussion über Urheberrechte einlassen. Zuviele Anwälte vertreten die Ansprüche von Erben, Stiftungen oder selbsternannten Verwalterinnen. Deswegen beschliessen wir: Die Welt vor 70 Jahren gehört uns … und unseren Kindern.

Phasen des Public domain jams
Der Public domain jam ist nicht eine veranstaltung, in der neue künstlerische werke verhindert sondern ERMÖGLICHT werden. Die Arbeit besteht aus 4 Phasen:
1. RECHERCHE URHEBER
2. WERKE SAMMELN, recherchieren welcher Autor welche Werke geschaffen hat, diese kopieren, scannen, verlinken (hier auf pdjam.wordpress.com)
3. JAM DESKS, KÜNSTLERISCHE & KREATIVE TECHNIKEN anfragen, entwickeln und veröffentlichen (Künstler, Programmierer, Tools)
4. VERANSTALTUNGEN ORGANISIEREN an denen Werke mit dem Publikum gejammt werden (Public Domain Jam, Apero, Day)

Die 7 künstlerische/kreative Tools stehen am Public Domain Jam zur Verfügung um durch die Workshop Teilnehmerinnen auf die gesammelten Werke angewandt zu werden. Die 7 Projekte sind Tools, mit denen man digitale Materialien JAMMEN kann. Der JAM steht im Mittelpunkt. Die Tools (auch künstlerische Techniken) sollen frei sein. Wir sprechen hier vom künstlerischen Umgang mit künstlerischem Material. Umso künstlerischer die Tools sind, mit denen wir Kunst bearbeiten, umso grösser wird das Werk. Diese These gilt es zu bestätigen. Ein Werk also einfach nur zu kopieren und nachzurpoduzieren kann technisch zwar eine Herausforderung sein, künstlerisch ist sie aber die schwächste Form der Weiterbearbeitung.

Im letzten Jahr war z.B. die Herangehensweise von Eric Gill an die Schrift als Bildhauer Teil des Public Domain Jams. Es galt Schrift im Sinn von Gill aus der heutiger Perspektive mit seinen Techniken zu überarbeiten. Das wäre meiner Meinung nach der richtige intellektuelle Zugang im Umgang mit den ursprünglichen Werken.

7 Tools am Public Domain Jam
– Sven Hürlimann: Text 2 Speech Tool mit Lautsprecher im öffentlichen Raum
– Christoph Stähli: Community Browser zur freien Bildassoziation
– Claudio Zopfi: eKaraoke
– Ingrid Käser: Collagen basteln mit Farbausdrucken, Texten, etc.
– Effi Tanner
– Marc Lee: Breaking the news
– Niklaus Mettler/Simon Trüb: 3D

Es geht an den Public Domain Veranstaltungen in Zürich also nicht so sehr um die Befreiung der Kunst aus den Klauen des Rechts sondern um eine radikale Aneignung der Vergangenheit durch Neu -u. Umdeutungen. Dazu haben wir ein Gestaltungskonzept entwickelt.

Unabhängig von den Stiftungen und Verwertungsgesellschaften nehmen wir uns so das Recht und verarbeiten die Werke neu. Das schöne an Public Domain ist, dass uns gesagt wurde, dass das Urheberrecht 70 Jahre lang gilt. Wenn nicht, soll uns im Nachhinein ein findiger Anwalt vom Gegenteil überzeugen. DIE WELT VOR 70 JAHREN GEHÖRT UNS!

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